Seit 1997 gab es die ersten Versuche, an österreichischen Schulen das Pflichtfach des Ethikunterrichts in den Lehrplan, als Alternative zum Religionsunterricht, einzuführen. Nach wiederholter Änderung soll nun das Schuljahr 2021/22 den Startschuss dafür geben.
Schon lange steht das bildungspolitische Ziel im Raum, den Ethikunterricht als einen Pflichtgegenstand in den Lehrplan zu integrieren. In all den Jahren seit 1997 schlug bisher aber jeder Versuch, dies zu erreichen, fehl. Stattdessen wurde aber an nun insgesamt 211 Schulen ein Testversuch gestartet, um zu sehen, ob sich das Fach Ethik bewährt. Bildungsminister Heinz Faßmann kündigte, mit allgemeiner Zustimmung und einer Empfehlung des Rechnungshofes, im März 2019 den Ethikunterricht für die Oberstufen zuerst ab dem Schuljahr 2020/21, jüngst für das Schuljahr 2021/22, an.
Von vielen befürwortet
Die steigende Akzeptanz zeigt sich in einer repräsentativen Umfrage. Aus dieser ging hervor, dass mehr als die Hälfte der Befragten den Ethikunterricht als sinnvoll oder notwendig erachten. Ebenso wurden Ethikunterricht-Schüler zu ihrer Meinung befragt, wobei über 70 Prozent den Unterricht fortsetzen würden. Zahlreiche Befürworter finden sich auch in der katholischen Kirche und der Politik. Letztere weisen besonders auf das Schulorganisationsgesetz (SchOG) hin, dessen zweiter Paragraph der Schule die Aufgabe gibt, die Entwicklung der „sittlichen, religiösen und sozialen Werte“ der Schüler zu unterstützen. Dies spielt vor allem wegen der stetig steigenden Abmeldungen vom Religionsunterricht eine große Rolle, da die persönliche Entwicklung so immer mehr in den Hintergrund rückt.
Ziele des Ethikunterrichts
Das Hauptziel des Ethikunterrichts ist es, die Meinungsbildung und die Meinungsakzeptanz der Schüler zu fördern. Sie sollen sich also eigene Meinungen zu einem Thema bilden können, und auch imstande sein, diese zu vertreten. Gleichzeitig gilt es, die Selbstreflexion zu schulen, um die eigene Meinung zu hinterfragen und die anderer zu akzeptieren. Diese Ziele sollen durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Religionen, Kulturen und Weltanschauungen sowie durch den Diskurs philosophischer Fragen erfolgen.
Nachdem schon in einigen Schulen der Ethikunterricht erfolgt, zeigten sich bereits einige positive Entwicklungen. So sind deutlich über 60 Prozent, welcher den Vergleichswert darstellt, der Schüler aus dem Ethikunterricht bereit, gewisse Dinge für das Allgemeinwohl zu opfern. In der Umfrage wurde dies mit der Bereitschaft, einen höheren Preis für ein umweltfreundlich hergestelltes Produkt zu bezahlen, gemessen. Zudem zeigte sich eine Verringerung der Fremdenfeindlichkeit, als man Ethikschüler erst 1999, und später 2000 befragte.
Kritische Stimmen aus der Opposition
Als Faßmann zuletzt den Ethikunterricht für das Schuljahr 2021/22 ankündigte, wurden kritische Stimmen laut. SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid bemängelte, dass der Ethikunterricht allein die Alternative zum Religionsunterricht sei. Somit bliebe dieser weiterhin nur einer Minderheit zugänglich. Ähnlich äußerte sich auch Martina Künsberg Sarre, die Bildungssprecherin der NEOS. „Der Ethikunterricht kann seine wichtigen Dialog- und Integrationsaufgaben nur erfüllen, wenn er für alle gemeinsam stattfindet”, so Künsberg Sarre.
Text von Jonas Aigner, 7As
Quellen
https://www.vienna.at/ab-2021-ethikunterricht-fuer-alle-die-religion-abwaehlen/6691757
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/zrp/ethik.html
https://www.sbg.ac.at/pth/people/bucher/evaluation.htm
https://www.katholisch.at/aktuelles/124814/ab-2020-ethikunterricht-ab-der-9.-schulstufe
https://www.jusline.at/gesetz/schog/paragraf/2
Foto von Lili Geresics (3AS) im Rahmen der Unverbindlichen Übung “Kreatives Gestalten”